Abstract (German)
Die öffentliche Wahrnehmung von ökonomischer Ungleichheit ist oft stark verzerrt. Solche Fehlwahrnehmungen haben weitreichende Folgen für verschiedenste ökonomische Fragen und beeinflussen das subjektive Wohlbefinden, Umverteilungspräferenzen sowie Wahl- und Konsumverhalten. Wir schlagen ein Netzwerkmodell vor, das die wesentlichen stilisierten Fakten in Bezug auf solche Fehlwahrnehmungen replizieren kann. Analytisch und mittels Computersimulationen können wir zeigen, dass sie sich ergeben, wenn die einzelnen Akteur*innen von ihrem wahrgenommenen sozialen Netzwerk auf die Gesamtgesellschaft extrapolieren. Ein solcher Effekt ergibt sich immer dann, wenn das soziale Netzwerk Homophilie im Einkommen aufweist, das Netzwerk also nach Einkommen segregiert ist. Es müssen insbesondere keine kognitiven Verzerrungen angenommen werden, sondern verzerrte individuelle Stichproben bei korrekter Wahrnehmung sind hinreichend. In dieser Zusammenfassung unseres Ansatzes stellen wir weiterhin auch die Implikationen dieses Mechanismus für andere Zusammenhänge wie Konsumkaskaden, genderbezogene Ungleichheit und das Wahlverhalten dar.